_______________________________________________________________


Gemeinde der Hl. Alexandra ~ 56130 Bad Ems ~ Wilhelmsallee 12 ~ 02603/4491 Göttliche Liturgie: Sonntag 10.00 Uhr ~ Abendgottesdienst: Samstag 18.00 Uhr



Göttliche Liturgie anläßlich der Glockenweihe am 1. Mai 2009 mit dem hoch- geweihten Erzbischof Mark von Berlin, Deutschland und Großbritannien und dem hochgeweihten Bischof Konstantin von Zentraleuoropa (Serbisch-orthodoxe Kirche). (alle Fotos: Martin Gerhardt)


Die wundertätige Gottesmutterikone von  der Wurzel ("Kurskaja") machte Station in der Bad Emser Gemeinde. Sie wird seit 1295 in Rußland verehrt.

 

___________________________________________________________________________________


Ikone der Hl. Märtyrerin Alexandra (+ 304) - Gemahlin des römischen Kaisers Diocletians.

Die Diözesankirche der Hl. Alexandra wurde zwischen 1874 und 1876 erbaut und am 14. Mai 1876 mit dem Segen des Vorsitzenden des Heiligen Synods von Rußland, Metropolit Isidor von Nowgorod und St. Petersburg und in Anwesenheit des Zaren Alexander II. (1855 - 1881) und dem Chor der berühmten Hofkapelle eingeweiht. Sie ist der Hl. Märtyrerin Alexandra (3. Jh.), Gemahlin des römi-schen Kaisers Diocletian geweiht und dem Angedenken der Zarin Alexandra Feodorowna, Gemahlin des Zaren Nikolaj I. (1825 - 1855), ebenfalls Sommergast in Bad Ems, gewidmet.

Die Russische Ortodoxe Kirche kann in Deutschland auf eine 300-jährige Tradition zurückblicken, in der Gesandtschafts- und Botschaftskirchen, Hof- und Grabeskirchen sowie kleine Kirchen in den vom russischen Adel bevölkerten Kurorten entstanden. Von den russischen Persönlichkeiten in Bad Ems seien genannt: Puschkin-Lehrer Wassilij Shukowskij (1783 - 1852), Fjodor Tjutschew (1803 - 1873), Dichter mit meditatiefer Tiefenschärfe; Nikolaj Gogol (1809 - 1852/unten ohne seinen später charakteristischen Schnurbart), dessen "Betrachtungen über die Göttliche Liturgie" 1902 vom Berliner Erzpriester Alexej Malzew herausgegeben wurden;

 Iwan Turgenjew (1818 - 1883; "Vater und Söhne"). Fjodor Dostojewskij (1821 - 1881), welcher hier das Kapitel 'Ein russischer Mönch' in "Brüder Karamassow" nach demVorbild der Optina Einsiedelei verfaßte, die er nach dem Tode seines Sohne Aljoscha mit dem größten russsischen Philosophen Wladimir Solowjow besuchte. Fjodor Schaljapin (1873 - 1938), der Jahrhundertbassist,  interessierte sich hier für einen Altersruhesitz (1937/Foto 3 als Boris Gudonow).

Wunderbare Freunde: Archimandrit Wassilij (Grolimund) und Priester Paisij von der serbischen Skite des Heiligen Spiridon in Geilnau an der Lahn.

In der Regentschaft Herzog Adolps von Nassau, verheiratet mit der Groß-fürstin Elisabeth und Erbauer der "Griechischen Kapelle" auf Wiesbadener Neroberg (1855) bildete sich 1957 ein Komitee aus Emser Bürgern und er-suchte um Concession zur Erbauung einer Kirche. Zarin Alexandra, die das Protektorat übernahm, spendete 2.000 Taler. Der Baufonds erreichte bis 1862 eine Höhe von 11.000 Gulden, was bei einer Bausumme von 25.000 Gulden und der ablehenden Haltung seitens des russischen Gouvernements bezüglich einer Kostenübernahme für Innenausstattung, Priester und Vor-sänger nicht ausreichend war. 1863 stellte Königin Olga von Würtemberg, geborene Großfürstin von Rußland, ihre eigene Feldkirche zur Verfügung, die im Kurhaus aufgestellt wurde.

Zar Nikolaj I., Zarin Alexandra Feodorowna und Zarewitsch Alexander, der spätere Zar Alexander II.

Kaiserin Alexandra Feodorowna zu Pferde

Einem im gleichen Jahr neugebildeten Komitee übergab Zar Alexander II., Neffe Wilhelms I., 3.000 Taler, erhöhte später auf insgesamt 10.000 Taler. 1867 kam es zu einer Intervention des preußischen Königs dahingehend. "daß dem Comitee das notwendige Terrain im Domanial-Wald, anstoßend an die ebnerische Waldparzelle, unentgeltlich verliehen werde". Das königliche Kur- und Badekommissariat ließ wissen, daß sich Baumeister Mjakoff aus St. Petersburg, bekannt durch die Errichtung des heutigen Künstlerhauses "Schloß Balmoral",  einst Nobelherberge der Komponisten Wagner und Nikolaj A. Rimski-Korsakow (1844 - 1908; u. a. Opern: "Das Mädchen von Pskow",  "Die Nacht von Weihnachten" nach N. Gogol, "Das Märchen vom Zaren Saltan" nach Puschkin, "SADKO", unten: Aufführung der Moskauer Bolschoj Oper) bereit erklärt habe, den Bau

binnen einen Jahres unter "sehr annehmbaren Bedingungen und nach Vorschrift des Heiligen Synods" fertigzustellen.

Endlich kam es am 18. August 1874 zur Unterzeichnung eines Kaufvertrages mit Priester Arsenij Tatschaloff aus Wiesbaden, dessen Amtsbruder Janischew Fjodor Dostojewskij (oben) bei der Überwindung seiner Spielsucht hilfreich war.

 

Frühmorgens vor der Göttlichen Liturgie tauft Vater Boris ein neues Gemeindemitglied.

Nunmehr konnte der Entwurf des Nassauer Architekten F. Goldmann vom Bauunternehmer Carl Werner aus Bad Ems (unten) zügig umgesetzt werden

Die Ikonastase baute Hofschreinermeister Schrader aus St. Petersburg, der aus dem Balkikum stammende  Prof. Karl Timofei von Neff malte die Ikonen im westlich-italienischen (Nazarener) Stil wie auch in der Moskauer Christi-Erlöser-Kathedrale und der von Nikolaij I. geförderten Isaak-Kathedrale in St. Petersburg (Mosaikenzyklus). Das vom Heiligen Synod genehmigte Ikonen- programm lehnt sich eng an die Namensbeziehung zur Zarenfamilie an. Bemerkenswert die "Auferstehung Jesus Christi" von Wassilij Wereschtschagin, der auch im Kreml malte, hinter dem Altar mit siebenarmigen Leuchter, wel-cher die Sakramente der Kirche symbolisiert. Die Glocken im Glockenstuhl wurden 1917 zu kriegszwecken eingeschmolzen. Die in Form eines griechi-schen Kreuzes erbaute Kirche ist 27 Meter hoch, bei einer Grundfläche von 16 mal 13 Metern. WEITER: siehe "HL. Alexandra Geschichte" (Martin Gerhardt/2006).

Fjodor Schaljapin (1888 in Moskau - Bearbeitung von Rimskij-Korsakow) in der Titelrolle der Oper "Boris Gudonow" von Modest Petrowitsch Mussorskij (1839-1881) nach der gleichnamigen Dramatischen Chronik von Alexander Puschkin. Kurzn vor seinem Tode war er mit seiner Tochter in Bad Ems und erwog, ein Haus in der Lahnstaße zu erwerben, um sich dort zur Ruhe zu setzen.

Der weltberühmte Operntenor Nicolai Gedda war einige Male in den 80 er Jahren in Bad Ems als Leiter der Operettenkurse während der Jacques-Offenbach-Woche. Sein Vater Michail Ustinoff leitete von 1928 - 1934 das Ensemble der Russich-Ortho-doxen Kirche in Leipzig, wo Gedda bereits mit fünf Jahren mitsang.

 Der ebenso berühmte "Don-Kosaken-Chor", von Sergej Jaroff in Tschilingir bei Konstantinopel gegründet, verunglückte auf seiner Deutschland-Tournee 1945/46 auf der Bäderstraße. Die Verletzte wurden in Bad Ems wieder gesundheitlich her-gestellt. Mein Vater erinnerte sich beispielsweise daran, wie sich abends Kosaken-gruppen an der Ecke Graben-straße/ Lahnstraße einfanden und miteinander sangen. Der frühere Emser Chorleiter Viktor Gerassimez hat in seiner Hamburger Kindheit desöfteren bei den Proben auf den Knien des legendären Bassisten John Beresoff  gesessen, da sein Vater ein persönlicher Freund Jaroff war.

 ___________________________________________________________________________________

  

 130 Jahre Hl. Alexandra-Kirche

Erzbischof Mark (Dr. Arndt) leitete unmittelbar vor seiner Abreise als Vorsit-zender der Kommission für Gespräche mit dem Moskauer Patriarchat zum kir-chenhistorisch bedeutsamen IV. Gesamtkonzil der Auslandskirche in San Fran-zisco die "Göttliche Liturgie" zum 130. Kirchenjubiläum der Hl. Alexandra-Kir-che zu Bad Ems. Diese bezeichnet Nikolaj Gogol in seinen "Betrachtungen" als "die für uns vollbrachte immerwährende Wiederholung der Großtat der Liebe". Unverzichtbare Elemente waren dabei Protokiakon Dr. Georgij Kobro und das Chorensemble unter Wladimir Natotschnij.

 

Priester Boris Zdrobau und Gemeindeältester Alexander Schmidt empfingen die Glückwünsche der zahlreichen Priester und Diakone aus ganz Deutschland, vom serbischen Archimandriten Wassilij Grolimund sowie von den Bürgermeistern Josef Oster und Ottmar Canz, der bereits mit seiner Gattin an der nächtlichen Osterfeier teilgenommen hatte. 

  In seiner Ansprache drückte  Erzbischof Mark die Hoffnung aus, daß es gelingen möge, den Kindern und Jugendlichen durch eine exzellente Vermittlung der deutschen, russischen und wo gewünscht, der kirchenslavischen Sprache die Chance einer generationsübergreifenden Nutzung der religiösen und kulturellen Quellen des deutschen und russischen Geisteslebens zu ermöglichen.

       

Hl. Alexandra-Kirche und Gemeindehaus  - Malbergseite                     

Nachdem die Damen um Tatjana Winter Gäste und Gemeinde herrlich beköstet hatten, folgte ein von Oleg Sperling zusammengestelltes erlesenes musika-lisches Programm, eingeleitet von den Beiträgen der Jüngsten, fortgeführt vom melodiösen Flötenspiel Anastasia Nasarenkos, gefolgt vom innigen "Ave Maria" (Schubert) Anna Zdrobaus. Wassilij Kotikow und Alexandra Schultheiß übernahmen hellhörig und überzeugend die Klavierbegleitung.

Der Höhepunkt des Nachmittags begann mit Valentina Sperling, die mit warmen Legato das "Adagio" aus dem 1. Bratschenkonzert von Johann Sebastina Bach darbot. Von Neckereien am Dorfbrunnen erzählte das ukrainische Volkslied, dessen Dynamik die Strahlkraft der Sopranistin Irina Kotikowa bestens zur Geltung brachte. Altistin Tatjana Botowa, ausgebildet am Musikkon-servatorium Vilnius, brachte professionell die gewaltige "Alexander-Newskij-Kantate" von Sergej Prokowjew zu Gehör.

Die langjährigen Mitglieder des St. Peterburger Radiochores Maria Sidorowa-Rubin (Alt) und Sinaida Lisbanowa (Sopran) sangen wie aus einer Seele russische Romancen des 19. Jahrhunderts. Stürmisch vom Publikum aufgefordert beschloß letztere den Nachmittag mit der dramatischen Arie der Cio-Cio-San aus Puccinis "Madame Butterfly". Unten: Hochzeitsgesellschaft nach der Ehekrönung durch Vater Boris und Vater Alexander. Darunter: Gastzelebranten Vater Dimitrij Swistow (Saarbrücken, oben) und Vater Arkadij Dubruwin (Münster) mit Gemeindemitgliedern. Ganz unten: Ehekrönungen durch Vater Boris erfreuen sich im weiten Umkreis großer Beliebtheit.




Vater Sergej, der u. a. die Gemeinde in Siegen betreut. Links: Kirchenältester Alexander Schmidt.



__________________________________________________________________________________

LINKS: Russisch-orthodoxe Auslandskirche: http://www.russianorthodoxchurch.ws    Russisch-orthodoxe Kirche,Moskauer Patriarchat: http://jmp.ru/                 Griechisch-orthodoxe Kirche: www.orthodoxie.net  Ökomenisches Patriarchat Konstantinopel: www.ec-patr.gr/           Serbi-sches Kloster Visoki Decani: www.kosovo.com/edecani.html

___________________________________________________________________________________